Einfach sägenhaft

Dirk Braun - Playboy September 2007Zugegeben, als wir eines Nachts auf einen hinteren Programmplatz zappten und mit schweren Lidern sahen, wie erwachsene Männer am Baumstämmen herumsägten, haben wir uns ein bisschen gewundert. Bis wir auf Dirk Braun trafen – den Vize Europameister im Sportholzfällen. Was Männer wie Ihn an dieser Freizeitbeschäftigung fasziniert, ist ebenso simpel wie tiefgründig: „Es macht Krach, und man kann einen Motor in der Hand halten“, sagt er.

Die meisten der Athleten sind Waldarbeiter, so wie auch Braun selbst. Der Forstwirt, der aussieht wie Meister Proper, nur mit noch mehr Muskeln, begann vor vier Jahren mit seinem Sport. Schnell sägte sich Braun an die kontinentale Spitze, die sich am 25. und 26. August in Waiblingen bei Stuttgart zu den diesjährigen Europameisterschaften trifft.

Braun hat Narben an fast allen Fingern – immerhin besitzt er noch alle. Sein Händedruck fühlt sich an wie eine Schrottpresse. Das ist auch nötig, denn der Sport verlangt einiges von Ihm. Vor allem Kraft. Mal muss er den Stamm erst hochklettern und dann mit seiner Axt durchschlagen („Standing Block Chop“).
Am Ende eines Wettkampfes kommt die „HotSaw“ zum Einsatz – die Königin aller Kettensägen. „Wenn du keine guten Schuhe mit Spikes anhast“, sagt Dirk Braun, „schiebt dich die Säge einfach weg.“ Selbst einen 2-Zentner-Mann wie Ihn. 6000 Euro ist die „HotSaw“ teuer, 62 PS stark und 130 Dezibel laut. Die Kette bringt es auf 300km/h.

Beim Sportfällen sieht man ganz gut, was sich in den vergangenen 150.000 Jahren verändert hat. Dirk Braun beschreibt es so: „Wir gehen immer noch in den Wald, machen Lärm und fällen Bäume. Aber wir sind ein bisschen schneller geworden.  


QUELLE:   PLAYBOY / September 2007 - Detlef Dreßlein